5past9 im Schiff in Freiburg (KRITIK IN KÜRZE, Badische Zeitung, 30.11.2019)

Tom Waits hat viele Schnurren erzählt. Eine besagt, dass er auf dem Rücksitz eines Taxis geboren wurde – in der Be- und Entladezone vorm Krankenhaus bei laufendem Taxameter. Als Pia Zaschke, Sängerin der Band 5 past 9 diese Anekdote erzählt, lässt der Barkeeper einen Korken knallen. Passender konnte die Hommage an den amerikanischen Sänger nicht beginnen, mit der das Quintett am Donnerstag den Bauch des Schiffs in Freiburg füllte. Vor allem im ersten Teil seiner Karriere hat sich Waits zum Nachtschattengewächs stilisiert, das am Tresen besonders gut gedeiht, ein Glas in der Hand, umgeben vom Treibgut des Lebens. Mit Liebe zum Detail – musikalisch, bei der Bühnendeko und den Zwischentexten – nehmen sich 5 past 9 dieser Welt an. Schlagzeuger Shakir Ertek und Bassist Andreas Schauder legen das federnde Fundament. Die Soli von Bassklarinettist Massimo Soavi und Christoph Hüllstrung sorgen für jazzige Untertöne.

Pia Zaschke ist Interpretin, Erzählerin und Darstellerin in einem. In der ersten Hälfte sitzt dieses Korsett mitunter eng, kommt von all den Rollen die der Sängerin etwas kurz. Nach der Pause variieren Tempi und Stimmungen der ausgewählten Songs mehr, ist das Spiel mit der Rolle weniger wichtig. So bleibt Pia Zaschke mehr Raum, um sich und ihre klare, ausdruckskräftige Stimme zu entfalten. Und diese Freiheit nimmt sie sich überzeugend. „Blue Valentines“ ist ein inniger Dialog zwischen Gesang und Bassklarinette. „Downtown“ direkt drauf rockt richtig. Am Ende viel Beifall für einen stimmigen Abend. pd